KHOVAR UND SOHRAI

05.06.2016 - 14.08.2016

Beeindruckende Malereien indischer Frauen

Nicht allzu oft bekommt der Kunstinteressierte so archaische Formen zu sehen, wie in der aus Indien stammenden Malereien, die in der Ausstellung KHOVAR UND SOHRAI in St. Nicolai Lemgo, Papenstraße 19 gezeigt werden

Großflächig, lebendig, in den Erdfarben (Braun, Rot, Ocker, Gelb) und ausschließlich mit Naturmaterialien wie Erde, Sand, Pflanzen o. ä. sind Tier- und Pflanzenmotive sowie Ornamente ursprünglich auf die Innen- und Außenwände von Lehmhäusern im Nord-Osten Indiens gemalt worden. Es sind uralte Motive, Fische, Elefanten, Schlangen, Vögel, die nach jedem Monsun, der die die Wände der Lehmhäuser zerstört hat, von den Frauen der Dörfer nach alten Traditionen aufgetragen werden. Niemand, außer ihren Vorfahren, hat die Frauen Malen gelehrt. Und doch sind die Darstellungen in ihrer Einfachheit und Originalität beeindruckend und Zeugnisse einer eigenständigen Kultur.
Sie unterscheiden sich in ihren zurückhaltenden Farben von der Farbintensität und –fülle, die sonst in Indien anzutreffen ist. Umwelt und Natur spielen eine größere Rolle als Götterbilder.

Zwei Themenkreise bestimmen die Malereien, die entweder im Frühjahr und damit zur Hochzeitszeit (Khovar) oder zur Herbst- und Erntezeit (Sohrai) gestaltet werden. Im Khovar-Stil werden aus zwei Farbschichten (Weiß auf Schwarz) die Dekorationen „ausgekratzt“ wogegen im Sohrai-Stil die Pflanzen- und Tiermotive mit Erd- und Naturfarben auf den frischen Lehmputz der Häuser aufgetragen werden.

Die Malerinnen gehören zu den Ureinwohnern Indiens, den Adivasi, die bereits vor der arischen Invasion vor 3 500 Jahren im Lande waren und seitdem ihre eigene Tradition fernab vom Hinduismus gelebt haben. 80 Millionen Menschen in ganz Indien gehören zu ihnen.

Nun droht die Entwicklung im modernen Indien, die Jahrtausende alte Kultur der Adivasi zu zerstören, weil in ihren Wohngebieten Bodenschätze gefunden wurden, für deren Abbau die Bewohner ihre angestammten Lebensplätze verlassen müssen. Dies hat nicht nur eine menschliche Entwurzelung zur Folge, sondern auch eine Vernichtung ihrer Kultur und Tradition. Denn wenn sie je wieder Wohnungen bekommen sollten, werden diese aus Beton oder aus Ziegeln sein und eine jährliche Erneuerung der Wände nicht brauchen. Damit drohen aber, die Jahrhunderte alten Malereien verloren zu gehen.

Glücklicherweise hat sich eine Gemeinschaft von Künstlerinnen gebildet, die ihre Malereien - entgegen ihrer Tradition - jetzt auf Papier gestalten. Die Werke sind weltweit in Museen sowie in Ausstellungen in Indien (Delhi, Kolkatta, Mumbai, Chennei, Bangalore), Australien, Canada, Schweden, Großbritannien und Deutschland (z.B. Hamburg, Heidelberg, Dresden, Stuttgart, Kassel oder Berlin) gezeigt worden.

Vernissage Sonntag, 5. Juni 2016, 11.30 Uhr

Die Ausstellung ist mittwochs von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

Location:
St. Nicolai Kirche
Papenstraße
32657 Lemgo
Tel.: 05261-4075

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Weitere Informationen finden Sie unter: www.nicolai-lemgo.de

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